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BN fordert naturnahen Hochwasserschutz

Hochwasserfreilegung Altenerding - Vorläufige Position des BUND Naturschutz Erding

19.12.2020

Die Überschwemmungen beim Hochwasser 2013 in Aufhausen/Bergham, Altenerding,
Langengeisling begründen Planungen des WWA zur Hochwasserfreilegung. Die dieses Jahr vorgelegten Varianten und deren Prüfung führten zu zahlreichen Diskussionen.

Die geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen für Erding bedeuten für jede der vorgelegten Varianten negative Eingriffe in Umwelt, Natur und dem Stadt-/ bzw. Landschaftsbild.

Diese sind jedoch sehr unterschiedlich in ihren Umweltauswirkungen.

Das Hochwassser-Problem wurde erheblich dadurch mitverursacht, dass einige, nicht unerhebliche Baumaßnahmen im Überschwemmungsgebiet der Sempt genehmigt wurden. Eine intensive Landnutzung im untersuchten Einzugsgebiet führt ebenfalls zu einer deutlichen Verschärfung des Überschwemmungsproblems.

Kritische Betrachtung der Varianten WWA

• Variante 1: Linearer Hochwasserschutz (Mauern, Deiche)
• Variante 2: Hochwasserrückhalt durch ein großes Hochwasserrückhaltebecken. Ergänzend
linearer Hochwasserschutz
• Variante 3: Kleineres Hochwasserrückhaltebecken mit mehr linearem Hochwasserschutz
• Variante 4: Hochwasserrückhalt durch 9 Hochwasserrückhaltebecken im Einzugsgebiet.

Zur Auswahl der Varianten:

  • Die Auswahl der Varianten ist fragwürdig gewichtet. So ist die „Kriteriengruppe Ökologie“ deutlich unterrepräsentiert; sie wäre wegen der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) und dem Artenschutzgesetz aber wichtiger. Sie bedürfte eine zentrale Rolle, da die intensive Landnutzung, Verfüllungen von Bodenmulden in erheblichem Umfang, Beeinträchtigungen des wasserspeichernden Torfbodens, Drainagen und die zunehmende Versiegelung eine wesentliche Ursache für stärkeres Hochwasser sind. Diese Faktoren werden nicht behandelt.
  • Das Wasser in der Fläche zurückzuhalten wurde nicht ausreichend geprüft. Entsprechend fehlen Betrachtungen zur Bettverbreiterung, überschwemmten Wiesen, etc. (auch in Hinblick auf Uferrandstreifen). Es fehlt eine Betrachtung des Rückbaus von Begradigungen und von Drainagen insbesondere im Oberlauf und den kleinen Zuflüssen. Auch wenn es nur die HW-Spitze reduziert, können es die entscheidenden Zentimeter zur Schadensvermeidung sein. Die Variante der Verlagerung auf kleine Becken in den Oberlauf ist kein Rückhalt in der Fläche.
  • Vertiefung/ Entschlammung: Großer Aufwand, keine Wirkung, großer ökologischer Schaden mit massivem Eingriff in die Gewässerlebewelt. Wenn dies nicht eine Tieferlegung des gesamten (!) Gewässerlaufes bis zur Mündung beinhaltet, baggert man nur eine Mulde, die schnell wieder verschlammt und zudem keinen Rückhalt bietet. Es ist in den meisten Fällen ein Verstoß gegen Wasserrahmenrichtlinie. Wenn Stauvolumen im Bett geschaffen werden soll, dann nützt nur eine Verbreiterung etwas (die sinnvoll wäre) aber keine Vertiefung.
  • Ausbau der querenden Straßen als Damm anders als dargestellt wohl möglich, wie andere Bespiele zeigen.
  • Dezentrale Variante: Unter den vorliegenden Varianten eigentlich noch die Beste. Warum hier mehr Fläche nötig ist und diese so viel teurer sein soll, erschließt sich nicht. Da es nur eine studentische Arbeit war, ist es noch keine wirkliche Prüfung.
  • Variante großer Damm: Mit Abstand die schlechteste: Zerstörung Moorboden mit Zersetzung Torf, ökologische Schäden bei Überstau mit stehendem Wasser (verbunden mit
  • Freisetzung extrem klimaschädlichem Methan (vgl. Untersuchungen Prof. Drösler)); Es ist eine Abschneidung wichtiger Frischluftzufuhr nach Erding (Damit Verlust eines wichtigen Faktors für den passiven Klimaschutz).
  • Variante Mauern: Diese sind wohl in jedem Fall nötig, nur unterschiedlich lang und hoch. Problem: Verlagerung des Hochwassers auf die Unterlieger.

Ein abschließender Vergleich der vorliegenden Varianten ist uns nur eingeschränkt möglich, da die entsprechenden Umwelt- und naturschutzrechtlichen Prüfungen den zugänglichen Unterlagen des WWA nicht beiliegen.

Fazit:

Es fehlen Planungen und Maßnahmen zum naturnahen Hochwasserschutz. Leider wurden diese nicht ernsthaft geprüft.

Auch wenn diese schwerer zu berechnen sind und möglicherweise keinen vollständigen Schutz bieten, so kann das kein Grund sein, keine Verbesserungen im Einzugsgebiet zu machen.

Diese sind auf alle Fälle geeignet, die Hochwasserspitzen zu kappen und Wasser in der Fläche außerhalb der Bebauung länger zurück zu halten. Das reicht oftmals, größere Schäden zu vermeiden und können – sofern dann noch nötig – technische Maßnahmen zumindest deutlich kleiner machen.

Geeignete Maßnahmen zur Reduktion der Hochwasserspitzen wären:

  • Renaturierung von Quellen und Quellbächen
  • Rückbau von Bachbegradigungen
  • Rückbau von Drainagen
  • Gewässerbettverbreiterungen
  • Maßnahmen zur Entsiegelung von Boden
  • Reaktivierung von Mooren
  • Umsetzung der Pflicht zum Nutzungsverzicht eines 5-Meter Uferstreifens
  • Entfernung erheblicher Erd-Auffüllungen von Mulden und Senken im Sempttal u.a.m.
  • Entfernung des Mähgutes bei Randstreifenmahd
  • Auffüllungen im Überschwemmungsgebiet finden auch aktuell immer noch statt, obwohl Verordnungen und Gesetze dies eigentlich untersagen

Die Maßnahmen hätten zudem erhebliche positive Effekte für die Artenvielfalt, die Wasserqualität, Grundwasserneubildung, dem Bodenschutz und für die Erholung.

Die Maßnahmen würden auch sehr viel stärker das Verursacherprinzip berücksichtigen und die Lasten gelichmäßiger verteilen.

Alle vorliegenden Varianten bedeuten dagegen eine Weiterführung einer Hochwasser-Politik mit ausschließlich technischem Ausbau. Damit werden hochwasserverschärfende Landnutzungen nach wie vor geduldet und nur deren negative Auswirkungen durch technische Maßnahmen abmildert.

Erding, 16.12.2020
BUND Naturschutz KG Erding
I.A.: Manfred Drobny

Beurteilung auf Grundlage der Darstellungen