Zur Startseite

Ortsgruppen

Baumschutz ist Menschenschutz

Einen guten Einblick in die Rolle von Bäumen im Siedlungsgebiet, ihre Pflege und Schutz gab jetzt das BN-Seminar zum Thema Baumschutz in Bernried, bei dem BN-Mitglied Sascha Alexander für die Ortsgruppe Erding dabei war. Den rund 25 Teilnehmer, die vorwiegend aus Oberbayern kamen, erläuterte zunächst Dr. Daniel Mühlleitner von der Landesfachgeschäftsstelle die Folgen des Klimawandels und warum mit den steigenden Temperaturen in den Städten große Bäume immer wichtiger würden, um das Leben dort noch für den Menschen erträglich zu machen. So zeigten beispielsweise Untersuchungen aus Basel, dass dort im Sommer bis zu 60 Grad Celsius auf den überschatteten Dächern der Stadt gemessen wurden, während es unter großen Bäumen nur 26 Grad waren. „Ein Laubbaum mit einem Kronendurchmesser von 15 Meter kühlt eine Fläche von 180 qm²“.

Sein Kollege und ausgebildeter Baumpfleger Christopher Busch gab anschließend Tipps, wie sich Bäume fachgerecht pflegen lassen. Gerade im Stadtgebiet würden dabei viele Fehler gemacht, welche die Gesundheit und das Wachstum der Bäume störten. Neben unsachgemäßen Baumschnitt bei Altbeständen (Stichwort: Kappungen) würde bereits bei der Pflanzung und in den ersten Baumjahren vieles falsch gemacht. Typisch sei, dass neue Bäume zu wenig durchwurzelbaren Raum für ein gesundes Wachstum erhielten, die zuständigen Abteilungen der Stadtverwaltung schlechte Baumschulware pflanzten, Bäumchen zu tief in der Erde stünden und nicht angebunden würden. „Eine vernünftige Jungbaumpflege fehlt oft völlig“.

Kompliziert wurde es bei der Diskussion um die Möglichkeiten zum Schutz alter Bäume angesichts der alljährlichen Fällungen, über die viele Teilnehmer klagten. Dem Totschlagargument „Verkehrssicherung“ könnte man gerade bei Fällungen an öffentlichen Straßen und Wegen nur schwer etwas entgegensetze, so der Tenor. Christopher Busch wies aber darauf hin, dass jenes Urteil des Bundesgerichtshofs von 1965, auf das sich die Behörden nur zu gern beriefen, zumindest im privaten Bereich nicht derart streng ausgelegt sei. Vielmehr müssten Privatbesitzer lediglich „Sichtkontrollen“ in „angemessenen Zeiträumen“ vornehmen und „besonnen“ und „verständig“ bei der Bewertung von Gefahren sein, die durch einen Baum auf dem eigenen Grundstück entstehen könnten. Ein radikaler Baumschnitt oder eine Fällung müssten also oft gar nicht sein.

Beispiele für einen gelungenen Baumschutz gaben dann zwei Vorträge aus der Region um den Starnberger See. So schilderte Almuth Boedecker von der BN-Ortsgruppe Seefeld, wie man die bayernweit bekannte Eichenallee von Seefeld retten und mit Hilfe eines ausgeklügelten Pflege- und Marketing-Konzepts erhalten konnte. Veronika Bischoff, Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Bernried, stellte abschließend das Gebiet „Bernrieder Vorsprung“ vor. Diese Landzunge am Starnberger See beherbergt heute noch rund 300 Baumveteranen mit ihren zahlreichen Alt- und Totholzbesiedlern wie dem seltenen Eremit (Osmoderma eremita). Der dazu gehörige Bernrieder Park, den die Teilnehmer nachmittags im Rahmen einer fachkundlichen Führung besuchen konnten, zählt zu den "TOP 20" der Altholzflächen in Deutschland.

Neben dem tollen Engagement und verfügbaren Geldern, die beide Projekte erst möglich machten, muss man wohl leider einschränkend ergänzen, dass beide Projekte auch von einen „Sonderstatus“ profitieren, was den Schutz der Bäume erleichtert. So steht die Eichenallee unter Denkmalschutz, da sie im 18 Jahrhundert als Verbindung zwischen Schloß und Landgut des Grafen Törring entstand. Der Bernrieder Park war lange Privatbesitz und sollte laut Verfügung seiner Besitzerin weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden. Ohne diesen Schutz wären auch diese Bestände sicher noch stärker von Landwirtschaft und Bauämtern dezimiert worden.